3 Tipps für besseres Gastgebern – das ’savoir vivre‘ der Franzosen.
Was war die letzte richtig erinnerungswürdige Feier auf der du warst? War es Weihnachten? Eine Hochzeit? Ein runder Geburtstag?
Ganz ehrlich: wie kann man sie nicht lieben, diese Party bei denen einfach an alles gedacht wurde? Die Musik, das Essen, die Deko, die Gesellschaft – wenn einfach das ganze Ambiente stimmt, dann kann man doch nicht anders als den Gastgeber zu bewundern. Hach ja….!
Und wann hast DU das letze Mal eine solche Party geschmissen? Dein 11. Geburtstag, wo es eigentlich auch nur Mama und Papa waren, die die ganze Arbeit geleistet haben? Du brauchst jetzt nicht beschämt auf deine eigenen Zehen schauen, denn ich versteh dich. Gastgebern (ich mache da jetzt einfach ein Verb draus) ist Arbeit. Man kann es sogar eine „Kunst“ nennen, die erlernt und geübt werden will:
Einer guten Show geht eine gute Planung voraus!
Puh! Ja ich weiß: das hört sich schon so anstrengend an. Abrakadabra-hex!-hex! und schon ist das Ding geritzt? Natürlich nicht! Nicht umsonst haben sich um dieses Thema herum ganze Berufsfelder gebildet. Eventmanager, Partyplaner, DJs…. Ja sicher, wer es sich leisten kann, kann es sich vom Profi organisieren lassen. Und der Rest von uns? Der schaut sich an wie die Franzosen das machen mit dem „savoir vivre“, dem „wissen wie man lebt“. Schließlich heißt es bei uns nicht umsonst:
„Leben wie Gott in Frankreich.“
Es einfach so: manche sind zu Gastgebern geboren. Einladen, unterhalten, jeden Gast sich wohlfühlen zu lassen, bewirten ohne die kleinste Schweißperle. Manchen geht es einfach so von der Hand. Aber es gibt auch beim Gastgebern kleine Tipps und Tricks die die ganze Sache unheimlich erleichtern. Es muss ja nicht immer gleich die riesen Geburtstagsfete oder die goldene Hochzeit der (Groß-) Eltern sein. Fangen wir doch kleiner an. Mit ein bisschen Bedacht und Planung wird sogar das informelle Abendessen mit Freunden zu einem Minievent das allen positiv und erwähnenswert in Erinnerung bleibt.
Seitdem ich mit meinem Mann, einem Franzosen, zusammen bin, erfahre ich hautnah was den französischen Lebensstil eigentlich ausmacht und den wir ihn so beneiden. Und das lässt sich in ein paar ganz einfache Schritte aufbrechen. Also ganz mein „MINIMAL IST MUSS – Ding“.
1. Nimm dir Zeit
Zeit einen guten Termin zu finden.
Zeit um ein Minimum an Vorbereitungen vorab treffen zu können.
Zeit für deine Gäste beim „Event“ selbst. Also Zeit an der Feier teilnehmen zu können und nicht nur „Serviererin“ zu spielen.
Sich hetzen ist für Franzosen nur was für Kulturbanausen die den Moment, das Essen, die Musik, die Gesellschaft nicht zu schätzen wissen.
Gäste empfangen braucht natürlich in erster Instanz einen Termin. Natürlich einen Termin der den Anderen passt, aber VORALLEM auch dir, ohne das du dich stressen musst. Aber das ist noch nicht alles: an dem Tag/Abend selbst – NIMM DIR ZEIT!
Es ist toll wenn du zum Grillen einlädst, und das Wetter toll ist und alle kommen und es wird viel gequatscht und man vergisst die Zeit und….auf einmal haben alle Hunger. Das plötzliche ‚Loch im Magen‘ hetzt dich schnell das Fleisch auf den Grill zu legen; alle setzen sich; man schlingt das Grillgut nur so runter und dann… sind alle voll, food coma, alle werden müde und irgendwie ist die Luft raus und selbst die Gespräche verebben irgendwie.
Die Franzosen „staffeln“ ihre Nahrungszufuhr.
Man kommt an und alle begrüßen sich erst einmal ausgiebig – bisou bisou. (An dieser Stelle stelle ich euch dann frei wie viele Küsschen ihr austauscht 😉 ) Erst wenn das große „Begrüßungsblabla“ vorbei ist, wird ein Drink angeboten.
- Apéro, nennt sich das und ist meist alkoholisch um den Appetit anzuregen. Die Flaschen werden hervorgeholt (oder stehen schon bereit, und jeder Gast sucht sich aus was er trinken möchte. Meist ist es der Gastgeber der die erste Runde eingeschenkt. Oft wird noch eine Zweite angeboten, aber als Gast bedient man sich nicht einfach am „Vorrat“ des Gastgebers. Es ist auch vollkommen normal das dieser Alkohol nach dem Aperitif wieder weggeräumt wird. Das schafft erstens Platz und zweitens weiß jeder das es gleich etwas anderes gibt (die Party geht in die nächste Phase über, „stockt“ also nicht.)
- Zum Apéro gehören gleichzeitig aber auch immer kleine Snaks. Nein, nicht Chips und Erdnüsse. Hors d’œuvre, was den Spaniern ihre Tapas sind, oder Fingerfood auf professionell organisierten Parties. Also auf gut Deutsch: Schnittchen oder andere kleine Happen die man sich in den Mund schieben kann. Käsewürfel mit Trauben, oder kleine Toasts mit Tomaten und Gewürzen tun es schon. Ist etwas Arbeit, ja, aber auch nicht wieder so viel und kommt gleich soviel sympathischer (und gesünder) rüber als nur die aufgerissene und rumgereichte Chipstüte.
- Beim Hauptgang selbst wird dann gleichermaßen nicht geschlungen. [Tweet „Essen ist eine gepflegte Beschäftigung, kein Mittel zum Zweck!“]Und wenn sich die „Beschäftigung Essen“ über einen längern Zeitraum, immer mal wieder, verteilt in kleinere Portionen, zieht, gibt es immer etwas auf das man schamfrei zurückfallen kann, sollte die Unterhaltung mal etwas ’schwächeln‘. Ich fange gar nicht erst an darüber zu reden was für andere Gesundheitspluspunkte langsames, ungehetztes Essen hat.
2. Nutze deine Stärken & gleiche deine Schwächen aus.
Keiner kann alles. Und jeder Gastgeber wird auf einem anderen Gebiet besser sein.
Mein Mann und ich sind beispielsweise beide sehr gut in der Küche, bei uns isst man immer gut. Also gebe ich mir mehr Mühe mit dem Essen und kümmer mich weniger um die Musik. Da belasse ich es dabei etwas Jazziges, nicht zu laut, im Hintergrund fiedeln zu lassen.
Als extrovertierter Typ mit jeder Menge verrückter Geschichten auf Lager, habe ich auch den Hang zur „Rampensau“. Das gebe ich ganz offen zu. Meine Freunde wissen das das weniger etwas mit der Zurschaustellung meines eigenen Ichs zu tun hat (obwohl, ein bisschen natürlich schon), sondern mehr mit dem Drang unterhalten und lautes Lachen hören zu wollen. Als Alleinunterhalter bin ich also gut, aber genau das ist auch „das Problem“. Eine Feier, oder Abend unter Freunden ist keine One-Woman-Show. Ein guter Gastgeber weiß seine Gäste willkommen zu heissen und das bedeutet für mich, mir vorher nochmal Gedanken darüber zu machen
- wann ich meine Gesprächspartner das letzte Mal gesehen habe,
- was damals bei Ihnen aktuell war oder noch anstand und
- sie dann dazu nochmal danach zu fragen UND zu Wort kommen zu lassen.
Das sind natürlich Grundregeln der Höflichkeit. Aber wenn man, wie ich, sich gerne im Schwall der Worte zu sehr mitreißen lässt, tut es mir gut, mich an diese Regeln vorab nochmal selbst zu erinnern. *Strebersternchen für mich!
Weil ich auch gerne vergesse die Gläser nachzufüllen, ist da entweder mein Mann für zuständig und/oder es gibt zusätzlich eine Ecke in der alle Getränke, wie in einer Bar ausgestellt stehen und an der man dann selbst „auftanken“ kann.
3. Festliches Ambiente schaffen.
Warum bleibt uns der letzte Sommer mit seinen fröhlichen Abenden so gut in Erinnerung?
Na, wegen der Fußballweltmeisterschaft!
Und ich meine jetzt nicht nur weil Deutschland den vierten Stern geholt hat. Es ist doch das ganze Drumherum das es immer so toll macht. Die Leute kommen in Trikots, mit Fahnen, „Kriegsbemalung“, singen, jubeln, weinen, fluchen. Das Thema „Festlichkeit“ ist im wahrsten Sinne des Wortes unübersehbar.
Weihnachten oder Hochzeiten sind ja auch immer gute Beispiele. Es ist einfach nicht zu leugnen das die Events zu denen „richtig geschmückt“ wird, besser im Gedächtnis bleiben. Natürlich spielt hier das richtige Maß an Schmuck eine wichtige Rolle und ist total subjektiv. Es gibt immer „zuviel“, „zu wenig“, „zu kitschig“, „zu kalt“….. abhängig davon wen man fragt. Aber halten wir uns nicht am Negativen fest, OK?! Ich glaube wir alle stimmen zu das zum Thema „Feiern“ auch ein gewisses Maß an Deko gehört.
Als Interior Designer bin ich ein Freund von Deko, aber als „(rationaler) Minimalist“ habe ich einen riesigen Horror vor Kisten voller Kram die ich nur einmal im Jahr (oder noch seltener) nutze. Also habe ich mich letztens (es war letztes Weihnachten) hingesetzt und überlegt welche Dekoelemente mehrfach verwendbar sind und bin auf 3,5 Feier-Must-Haves gekommen. 3,5? Ja, weil:
- KERZEN. Egal ob Weihnachten, Geburtstag, Halloween, Dinnerparty oder Dinner for 2….. Kerzen machen ES immer besonders.
- Lichterketten. Gosh, I am a sucker for fairylights. Egal ob klirrend kalt und alles schneebedeckt draussen, laue Sommernacht, oder Lesestunde mit den Kindern im Halbdunkel. Lichterketten sind einfach nur zauberhaft und bringen Stimmung.
- Ornamente/hängender Schmuck. Ganz speziell die „Edelsteine“ die ich für uns gebastelt habe (siehe Fotos). Die gefallen sogar meinem Mann, der sie überhaupt nicht als „mädchenhaft“ wahrnimmt, weil er als Ingenieur schlichtweg nur die geometrischen Formen sieht. Mathefan eben.
Ich habe mich auch bewusst entschlossen sie farblich neutral und kühl zu halten um sie für jede Jahreszeit nutzen zu können. Weiß, Mattschwarz und reflektierend silbern.
An Weihnachten hängen sie am Kranz oder Baum. Zu Geburtstagen z.B. hängen sie in Bündeln an den Türen, oder von der Lampe. Bei festlichen Essen liegen sie einfach nur so aus und werden gerne von den Besuchern in die Hände genommen. (HIER sind sie downloadbar.) - (Girlanden/Wimpelketten): Nur in Klammern als halber Punkt weil ich da doch auf Verschiedenfarbige, je nach Saison, zurückgreife. Also zählen sie nicht als vollwertiges „Allroundtalent“.
Die Vorlagen für diese Diamanten bekommt könnt ihr hier kostenlos runterladen. Einfach HIER klicken.
The vegan Foodnerd
Hallo Nic, ein großartiger Artikel mit tollen Tipps 🙂 ich muss gestehen, ich liebe Lichterketten auch. Trotzdem ist die Deko bei meinen veganen Supperclubs noch verbesserungswürdig. Habe es sofort auf meine to-do-Liste gesetzt! Liebe Grüße, Anja
Nic Pinguet
Freut mich das er dir gefällt. Ich werde die ganze Woche über auf meiner Facebookseite Beispiele (von anderen Bloggern) posten wie man sie schick einsetzen kann 😉
The vegan Foodnerd
Das klingt gut. Vielleicht kann ich mich ja beim nächsten Event, einem Dinner zu Gunsten von Sea-Watch am kommenden Samstag schon ein bisschen steigern 🙂 jetzt hoffe ich auf einen guten Lichterketten-Fund!
fohlsen
Hallo, Nic,
ein toller Ratgeber, den Du da verfasst hast. Vor allem die Sache mit dem Aperitif und den Au doevres finde ich super, und das wird gerade bei kleineren Anlässen (Besuch von Freunden) oft nicht gemacht. Naj, zukünftig wohl doch öfter, weil ich das sehr schön finde. Und Lichterketten habe ich bisher auch nur bei größeren Sommerpartys genutzt. Was gerade bei Feiern im Freien immer sehr gut ankommt, ist ein kleines Feuer – wir haben dafür extra eine Feuerschale. Aber bitte achtet vor dem Entzünden darauf, woher der Wind kommt, sonst zieht der Rauch den Gästen ins Gesicht und die Runde löst sich eher ganz schnell auf, wenn sie dem Rauch nicht entwischen können.
HG
Frank
Nic Pinguet
Ja, so eine Feuerschale ist was tolles. Leider dürfen wir das als Mieter in einem Mehrfamilienhaus nicht: Kein offenes Feuer! Da muss ich mich auf meine Drei von oben beschränken!
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